Vater Unser
- Otto Muehl und der Umgang mit Täterkunst (Teil 1 + 2)
Deutschlandfunk Kultur - 07.02.2023 + 21.02.2023 - 54 Min. + 54 Min
Otto Muehl - Selbstporträt, 1986, aus: Otto Muehl Works, Sammlung Friedrichshof, 2019
Feature in zwei Teilen von Sebastian Meissner
Musik, Ton und Regie: Sebastian Meissner
Mit: Michael Stöpler, Christopher Roth, Jeanne Tremsal, Laura J. Padgett, Sebastian Hoffmann, Paul-Julien Robert, Ida Clay, Zarah Gutsch, Elisabeth Schäfer, Amalia Rausch, Hand Schröder-Rozelle, Hubert Klocker, Susannen Wernsing, Anja Ibsch, Daniel Löwenbrück, Violaine Roussies
SprecherInnen: Bernhard Schütz, Anjorka Strechel und Helmut Mooshammer
Mit Musik von: Sebastian Meissner, Mark Dwinell, Yosuke Fujita, Bitchin Bajas, Petr Eben & Frantisek Vanicek, Jon Rose, Diamanda Galas, Krzysztof Penderecki, David Lang & Julia Wolfe & Michael Gordon & Ensemble Signal, Jim French & Diamanda Galas & Henry Kaiser, Disasterpeace, Stuart A. Staples, MMMD, The Newton Brothers, Ben Salisbury & Geoff Barrow, Plastikman & Chilly Gonzales, Simon Stalenhag, Panda Bear & Sonic Boom, Runzelstirn & Gurgelstock, G*Park, Otto Muehl, Eva-Maria Houben, Guy Klucevsek & The Bantam Orchestra, Lustmord, Rudolf Eb.er, Morton Feldman, Rei Harakami, Rolf Julius, Alice Kemp, Lady Gaga.
Vater Unser - Otto Muehl und der Umgang mit Täterkunst
Die Kommune sollte ein Ort der Befreiung werden. Am Ende wurde ihr Gründer, der Wiener Aktionskünstler Otto Muehl, für sexuellen Missbrauch von Minderjährigen verurteilt. Das zweiteilige Feature fragt nach dem richtigen Umgang mit seiner Kunst.
Otto Muehl hat gemalt, Filme und Fotos von seinen Kunstaktionen anfertigen lassen und eine totalitär auf ihn ausgerichtete Kommune erschaffen, an der weit über tausend Menschen partizipiert haben. Kinder und Heranwachsende wurden dort psychisch und physisch missbraucht. Muehl glaubte, mit seiner Kommune das „erste lebendige Kunstwerk der Welt“ erschaffen zu haben. „Ich mache eine höhere Kunst, die Kunst des Lebens.“ Er wollte Sex-Champion, Therapeut und Systemsprenger der bürgerlichen Moral sein.
Muehl hat sieben Jahre im Gefängnis verbracht und gründete 1998 nach seiner Haftentlassung eine neue Kommune in der Nähe der Algarve in Portugal, wo er zum wiederholten Male missbräuchlich wurde – diesmal jedoch ohne juristische Folgen. Heute wird er neben Günther Brus, Hermann Nitsch und Rudolf Schwarzkogler zu den vier zentralen Wiener Aktionisten gezählt und gilt als Exportschlager und wichtigster Repräsentant der österreichischen Nachkriegs-Avantgarde – für einige zumindest.
Das Feature setzt sich mit Fragen auseinander, wie heute mit der Kunst von Otto Muehl umgegangen werden sollte. Kann man das Werk und das Leben dieses Künstlers trennen? Was geschieht, wenn Verbrechen zum Teil der Kunst werden?
Zweiter Teil des Features über den Umgang mit der Kunst des autokratischen Kommunenführers Otto Muehl. Mit ehemaligen Angehörigen der Otto-Muehl-Kommune, Mitgliedern von Opfergruppen, Akteuren des Kunstbetriebs, Filmemachern und Kunstsachverständigen.
Die Fortsetzung des zweiteiligen Features über das Nachleben der Kommune von Otto Muehl und die Frage, wie man mit Kunst umgehen sollte, die nicht ohne den gewaltvollen Zusammenhang ihrer Entstehung gedacht werden kann. Die Protagonistinnen des Features sind Angehörige der ersten und der zweiten Generation der Otto-Muehl-Kommune, Galeristen, Kuratoren und Verleger, die heute seine Werke vermarkten und verkaufen; Filmemacher, Aktivistinnen und Kunsthistorikerinnen, die diesen Prozess kritisch begleiten.